Die Arbeitswelt 4.0 braucht Führungskräfte von morgen
Corona hat die Art, wie wir arbeiten, verändert. Digitalisierung und Homeoffice haben durch die Pandemie Rückenwind erhalten. „New Work“ bekommt eine neue Bedeutung. Was bedeutet die Transformation unserer Arbeitswelt für zukünftige Führung?
„New Work“ – wo kommen wir her?
Von dem Sozialphilosophen Frithjof Bergmann in den 80er Jahren geprägt, beschrieb „New Work“ ursprünglich die Entwicklung unseres Arbeitssystems weg von der Industrie- hin zu einer Wissensgesellschaft.
Heute ist darunter ein Arbeitskonzept mit Fokus auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zu verstehen. Die Pandemie hat diesen Trend verstärkt und die Transformation der Arbeitswelt beschleunigt.
Das „New Normal“ der Pandemie
Das „neue Normal“ begann Anfang 2020. Durch die Corona-Krise hat sich die Arbeitswelt verändert und der Innovationsdruck auf Unternehmen hat sich massiv verstärkt. Virtuelle Teams, Kommunikation und Führung, Homeoffice und Videokonferenzen statt Dienstreisen, rasante Digitalisierung – all das erreichte zahlreiche Berufe und Branchen in kürzester Zeit.
Viele Veränderungen wurden aufgrund der äußeren Umstände von heute auf morgen realisiert. Wir konnten gar nicht so schnell schauen wie plötzlich die meisten Unternehmen in Deutschland ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice schickten. Plötzlich gab es die Frage nicht mehr, ob das mobile Arbeiten Sinn macht und wie schwierig das im Unternehmen durchzusetzen sei. Es wurde organisiert und umgesetzt. Meetings und Kundentermine, die in der Vergangenheit unabdingbar präsent stattfinden mussten, finden nun online statt.
Wer die Zukunft gestalten will, muss veränderungsbereit sein
Die Veränderung der Arbeitswelt ist bereits reeller denn je. Wie Mitarbeitende und Führungskräfte diese annehmen, entscheidet darüber, mit welcher Kraft und Zuversicht sie die Zukunft gestalten können.
In der Studie „Wir nach Corona“ aus 2020 hat Haufe rund 1.600 Personen in Unternehmen aller Branchen und Größenklassen befragt, wie sie die Krise bewerten.
„Die Schlagkräftigen“ (26 %)
„Die Unsicheren“ (30 %)
„Die Hoffnungsvollen“ (29 %)
„Die Resignierten“ (15 %)
„Die Schlagkräftigen“ und „Die Unsicheren“ etwa sind zwar unterschiedlich stark betroffen, rechnen aber ab 2021 wieder mit steigenden Umsätzen. „Die Hoffnungsvollen“ schöpfen insbesondere aus ihrer ausgeprägten Veränderungsbereitschaft Kraft und Zuversicht – trotz trüber Umsatzerwartungen. Im Gegensatz dazu befinden sich „Die Resignierten“ durchweg im Krisenmodus und sehen für ihre Zukunft wenig bis gar keine Handlungs- und Gestaltungsspielräume.
Das neue „New Work“ braucht fähige Führung
Ob Unternehmen schlagkräftig oder resigniert in die Zukunft starten, hängt entscheidend von ihren Führungskräften ab. Erfolgreicher Wandel wird in Zukunft nicht mehr ohne die Impulse und Signale der Leader und gleichzeitig der Mitgestaltung der Mitarbeitenden möglich sein. Häufig scheiterte die digitale Transformation allerdings bislang am Thema „Führen“.
Digitalisierung erfordert das Überdenken von hierarchischen Strukturen, Präsenzkultur und Silo-Denken. Denn durch die neuen Rahmenbedingungen braucht es neue Strukturen und grundlegende kulturelle Veränderungen in den Unternehmen. Unbedingt dazu gehören flache Hierarchien, interdisziplinäres Arbeiten, flexibles Handeln und mehr Spielräume für Kreativität. Hinzu kommen vernetztes Denken und flexible Arbeitszeitmodelle.
Moderne Führung heißt: Fokus auf den Menschen
Führen in Zeiten von „New Work“ und Digitalisierung bedeutet die Fokussierung auf den Menschen. Digital Leader zu sein, bedeutet unter anderem Mitarbeitende eigenverantwortlich arbeiten zu lehren, ihnen den Weg freizumachen, sie zu stärken und in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. Dabei sind Sie als Führungskraft Vorbild, Wegweiser und Bestärker.
Das heißt: Sie müssen Ihren Mitarbeitenden Vertrauen entgegenbringen. Starkes Vertrauen in die Menschen in Ihrem Unternehmen ist ein wichtiger Grundpfeiler, beispielsweise für agiles Arbeiten.
Gleichzeitig müssen Ihre Mitarbeitenden Ihnen dieses Vertrauen zurückgeben. Denn eigenständige Entscheidungen zu treffen und selbstständig zu handeln – anstatt auf Anweisungen vom Vorgesetzten zu warten – erfordert ebenfalls Vertrauen. Führungskräfte tun gut daran, sich in einer Rolle des agilen Managements zu üben und ihre Mitarbeitenden als professionelle und gut ausgebildete, eigenständig denkende Experten zu behandeln.
Ein großes Ego passt nicht in die künftige Arbeitswelt
Gefragt auf dem Chefsessel sind nicht mehr die dominierenden Egomanen! Noch sitzen diese in großer Anzahl, ohne Scham und Einsicht in den Führungsetagen. Scharf darauf bedacht, ihre gesteckten Ziele zu erreichen, ohne sich zu hinterfragen.
Der Trend geht jedoch in eine andere Richtung. Denn mit einem solchen Führungsstil schaden Führungskräfte nicht nur sich selbst, sondern verhindern den Aufbau von Vertrauen und Entwicklung der Mitarbeitenden.
Das neue „New Work“ braucht stattdessen (Digital) Leader, die den Menschen mit seinen Attributen in den Fokus stellen.