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Lernen Sie die Prinzipien motivierender Führung kennen. In unseren sechs Produkten erfahren Sie wie moderne Führung aussieht.

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Über uns
Wieso Deutschland seine Zukunft verspielt

Innovationskraft stärken: Ohne Mut keine Zukunft

Deutschland – das Erfinderland. Das war einmal. Aktuelle Studien zeigen, dass Innovationen immer seltener aus Deutschland kommen und unser einstiger Vorsprung in Wissenschaft und Technik schwindet.

Change Management von Philipp Depiereux, 06.06.2024
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Ein Fisch springt aus einem Glas. Er Symbolisiert die Innovationskraft die Deutschland braucht.

Deutschland verliert seine Innovationskraft. Mutige Schritte sind nötig, um die Führungsrolle zurückzugewinnen.

Auch beim digitalen Fortschritt verlieren wir mehr und mehr den Anschluss. Während des langen stabilen Aufschwungs vor Corona mit kräftiger Beschäftigungsdynamik und vollen Auftragsbüchern haben wir es uns nach dem Motto „läuft schon“ bequem gemacht. Die in meinen Augen typisch deutsche Saturiertheit schlug voll durch. Und dann kam Corona: Statt die Zeit des gefühlten Stillstands für Innovation zu nutzen, wurden Kosten optimiert und an bestehenden Services und Produkten „rumgeschraubt“. 

In den USA, in denen ich nun seit etwa einem Jahr mit meiner Familie lebe, ist vieles anders! Natürlich ist nicht alles besser, aber ich spüre jeden Tag den Hunger auf Neues und den Drive für Veränderung. Als ich vor rund einem Jahr mit meiner Familie aus dem schönen München nach Kalifornien ausgewandert bin, waren die ersten behördlichen Touchpoints anders als in Deutschland: Die sogenannte User Experience war deutlich besser. Ich fand einen nahezu voll digitalisierten Prozess rund um Visum, Führerschein, ID und Co vor. Auf meine Nachfrage hin, ob der Prozess schon immer so digital und anwenderfreundlich war, antwortete man mir, dass man die Corona Zeit genutzt hätte, um sich schnell auf die sich verändernden Rahmenbedingungen einzustellen. Das heißt: schnell und mutig digitalisieren. Und diese Geschwindigkeit finde ich auch an vielen anderen Stellen hier in Kalifornien: Obwohl digitale Geräte wie Smartphones auf dem Campus meiner Kinder verboten sind, ist die Schule voll digitalisiert. Alle Informationen finden sich online auf einer Plattform, inklusive Kontaktdaten der Eltern, Kalender, Unterlagen, Dokumente, Freigaben der Eltern für Events und Klassenfahren etc. Und die Wirtschaft, das Gesundheitswesen und viele andere Bereiche geben natürlich auch weiterhin Vollgas: disruptive Innovationen überall!

Saturierte Bequemlichkeit: Der deutsche Wirtschaftsstandort im Wandel

In Deutschland ist das alles nahezu undenkbar. Unser Mühlstein Datenschutz gepaart mit unserem Mindset, würde viele solcher Vorhaben in so einer Geschwindigkeit nahezu unmöglich machen. Ein Freund, der ein Sanitätshaus betreibt, berichtete mir letzte Woche, dass Waren auf Rezept nur herausgegeben werden dürfen, wenn das Rezept im Original eingereicht wird. Da sage ich nur: Steinzeit forever! 

Ich muss immer wieder feststellen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland sich nach wie vor am Mindset unserer auf Perfektion ausgerichteten Ingenieurskultur orientiert, die den Wandel langfristig planen möchte. Dabei warten wir auf den perfekten Zeitpunkt und suchen nach den perfekten Lösungen mit perfekt ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben die mutigen Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen. Die Altes, Gewohntes, bisher Erfolgreiches und vermeintlich Sicheres loslassen und sich mutig dem Wandel stellen. Denen gegenüber steht allerdings auch eine große entscheidende Gruppe der Bedenkenträger: das geht nicht, das darfst du nicht, das funktioniert sowieso nicht. Die hundert Gründe, warum etwas nicht funktioniert, kann jeder in Deutschland aus dem Effeff aufsagen. Dazu paart sich die Angst vor dem Wandel. 

Neben der Saturiertheit ist die in Deutschland weit verbreitete „Cover your Ass“-Mentalität verantwortlich für die Lethargie rund um den dringend erforderlichen Wandel: Manager streben nach Sicherheit und wollen eher selten einen risikobehafteten Weg gehen. Sie haben Angst, dass sie mit mutigen und komplett neuartigen Entscheidungen anecken und mögliche Scheitermomente zum Stolperstein für ihre Karriere werden. Sie beginnen deshalb nicht die Reise in das Ungewisse des Wandels und packen die notwendigen Veränderungen eben nicht mutig an. Dazu kommt natürlich unsere nicht vorhandene Scheiterkultur. In Amerika ist es in der Corporate- und Startup-Welt völlig normal, wenn ein Projekt, ein Vorhaben oder ein Unternehmen scheitert. Die „Learnings“ werden abgeleitet und das Umfeld kann sich nahezu sicher sein, dass ein Fehler nicht noch einmal gemacht wird. Scheitert man in Deutschland in der Unternehmenswelt, so ist man für ein Leben gebrandmarkt. Scheitert man als Manager im Corporate Umfeld, so ist der Aufstieg oder die Vertragsverlängerung gefährdet. Deswegen packen in Deutschland die wenigsten Projekte, Vorhaben und „Unternehmen“ mutig an.

Zurück in die Komfortzone? Warum Deutschland jetzt mutige Schritte gehen muss

Corona hat in meinen Augen den Bewahrern im saturierten Good Old Germany gezeigt, was dann doch so alles gehen kann. Plötzlich akzeptierte das stark regulierte Gesundheitssystem digitale Rezepte, eine psychologische Beratung konnte über Zoom oder MS Teams stattfinden, Einstellungsgespräche und Workshops digital erfolgen, das lang verpönte Homeoffice war dann doch möglich und Außendienstler und technische Support Mitarbeitende konnten ihre Kunden digital bearbeiten. Und jetzt mein absolutes Highlight: Die Bundesregierung brachte innerhalb von zehn Wochen die Corona-Warn-App heraus, die lange Zeit europaweit als Leuchtturm galt. Vor Corona hätte die Entwicklungs- und Launchzeit vermutlich fünf Jahre gedauert. 

Und jetzt? Nach Corona? Fahren „wir“ alles wieder schön zurück: Agilität, Geschwindigkeit, radikale Nutzerzentrierung, Mut, „done is better than perfect“ sind wieder verpönt. Der Druck, sich zu verändern, ist wieder weg. Während der rezessiven Phase der vergangenen zwölf Monate wurden eher Kosten gespart und keine mutigen, nach vorne gerichteten Entscheidungen getroffen, geschweige denn, große Innovationen nach vorne gebracht. Budgets für Neugeschäft sowie Startup-Investitionen wurden drastisch gestrichen. So segeln wir mutlos in die Zukunft und verlieren langsam, aber sicher unsere Spitzenposition, dort wo wir sie überhaupt noch haben. 

Ich suche weiterhin in Deutschland in der Breite die Weltmutführer in Politik, Wirtschaft und  Gesellschaft, die mit einem neuen Mindset Bewährtes immer wieder hinterfragen und den (digitalen) Wandel aktiv vorantreiben, die bereit sind, mit ihrem Geschäftsmodell und Wirken unsere Gesellschaft grundlegend zu verändern. 

Also Leute! Come on! Stand up! Seid mutig und kritisch in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Stellt den Menschen in den Mittelpunkt und geht Vorhaben, auch wenn Ihr erst einmal aneckt, selbstbewusst an. Zeigt, dass Euer Mut und Eurer Umsetzungswille stärker sind, als die Beharrungskräfte der saturierten Bewahrer. Unser aller Zukunft liegt in Euren Händen!

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Philipp Depiereux will die Innovationskraft von Deutschland stärken.
Philipp Depiereux
Philipp Depiereux ist Founder und CEO des Non-Profit Formats ChangeRider und hat das Buch „Werdet Weltmutführer“ geschrieben. Er bezeichnet sich selbst als Unternehmer, Changerider, Weltmutführer, Autor, Family Man & Speaker.