Vom Leistungsträger zum motivierenden Trainer
Der/die beliebteste Chef:in der Firma zu sein? Dazu Mitarbeitende, die Top Resultate erzielen? Welche Führungskraft wünscht sich das nicht? Das Geheimnis ist, loslassen zu können und als Teamtrainer vom Spielfeldrand die Geschicke zu lenken.
Sich aus der Operative zurückzuziehen und Mitarbeitenden vollstes Vertrauen zu schenken, ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben, die Führungskräfte zu meistern haben. Vor allem dann, wenn sie das erste Mal im Chefsessel sitzen. Das Loslassen fällt schwer! Und doch braucht es genau das, wenn die Mitarbeiterführung Erfolg haben soll.
Unser Gehirn hält uns davon ab, loszulassen
Naturgemäß ist es ein gutes Gefühl, einen Auftrag an Land zu ziehen oder eine Aufgabe brillant gelöst zu haben. Dafür sorgt der Botenstoff Dopamin. Als Neurotransmitter ist er dafür verantwortlich, dass wir alles, was sich gut anfühlt – also mit der Ausschüttung des Glückshormons Endorphin verbunden ist – immer wieder tun. Peu à peu machen wir diese Dinge zu unseren Gewohnheiten.
Dopamin treibt uns auch im Beruf an und verhindert, dass Menschen bewährte Routinen verlassen. Wird eine Vertriebsmitarbeiterin beispielsweise zur Leiterin befördert, fällt es ihr sicherlich schwer, genau die Aufgaben abzulegen, die sie zuvor mit Bravour erledigt hat. Denn unser Gehirn liebt Routinen. Gelingt es ihr aber nicht, sich auf die Kerntätigkeiten der neuen Position zu fokussieren, wird sie ihre Führungsaufgabe langfristig nicht erfüllen können.
Loslassen, was nicht zu unseren Aufgaben gehört
Eine Führungskraft, die ihre lang verrichteten Aufgaben nicht loslässt, versinkt irgendwann im Chaos. Das Privatleben leidet. Schlafen funktioniert häufig nicht mehr, weil man gedanklich noch beim Job ist. Erschöpfung und mitunter auch ein Burnout sind die Folge.
Während Sie als Führungskraft unter der Überlastung leiden, haben Ihre Mitarbeitenden das gegenteilige Problem: Sie werden der Möglichkeit beraubt, Erfolge zu erleben. Ihre anspruchslosen Aufgaben demotivieren sie.
Führungskräfte sollten sich daher bewusst machen, dass es ihr Gehirn ist, das an Aufgaben festhalten will, die einmal Erfolg gebracht haben. Dann können sie sich besser von alten Gewohnheiten trennen.
Identifizieren Sie, welche Tätigkeiten, die Sie aktuell ausüben, nicht zu Ihrer Funktion gehören! Streichen Sie sie von Ihrer Agenda!
Notieren Sie ganz genau, welche Aufgaben Ihre aktuelle Führungsposition beschreiben. Schauen Sie morgens als erstes auf diese Liste!
Lob für einen Mitarbeitenden ist auch ein Lob an Sie!
Weniger mitarbeiten, mehr an der Strategie arbeiten. Dieses Umdenken fällt vielen Führungskräften schwer. Oft hilft ein Bild, um sich der neuen Rolle bewusst zu machen:
Stellen Sie sich vor, Sie wechseln vom Spieler zum Trainer! Ihre Mitarbeitenden sind Ihre Mannschaft. Natürlich sind die Aufgaben für jede Führungskraft je nach Branche, Firma oder Abteilung immer etwas anders. Die Kernaufgaben eines Teamsporttrainers gehören aber stets dazu. Sprich: Jedes Teammitglied seinen Stärken gemäß einzusetzen, anzuleiten, zu motivieren und zu helfen, besser zu werden.
Wichtig ist, dass sich Führungskräfte nicht plötzlich wieder selbst auf den „Platz“ stürzen, weil sie unbewusst nach Anerkennung lechzen. Sie sollten sich stets bewusst machen: Lob für einen Mitarbeitenden ist immer auch ein Lob für dessen Vorgesetzten! Dieses kommt nur zeitverzögerter.
Vertrauen Sie Ihren Mitarbeiter:innen
Wenn man selbst wenig eigenhändig erledigt, kann die Versuchung groß sein, alles haarklein vorzugeben. Schauen Vorgesetzte über alles kritisch und bis ins Detail drüber, werden sich ihre Mitarbeitenden allerdings nur schlecht entwickeln. Trauen Führungskräfte ihren Mitarbeiter*innen hingegen viel zu, werden diese ihr Maximales geben.
Konkret heißt das: Fragen Sie, wie der Plan aussieht, wie der Mitarbeiter die Aufgabe lösen möchte. Dann hören Sie zu, was er zu sagen hat, geben Ihre Einschätzung ab und ziehen Sie sich zurück!
Eine Lagebesprechung einmal wöchentlich oder monatlich reicht aus. Ein No-Go ist es, nach wenigen Tagen nachzuhaken. Sie stehen nur zur Verfügung, wenn Ihr Mitarbeiter das Gespräch sucht. Führungskräfte müssen es schlichtweg aushalten, dass Ergebnisse manchmal erst am Ende eines Projekts sichtbar werden.
Für die optimale Teamaufstellung muss man die Spieler kennen
Das Ziel eines Trainers ist es, jedem Spieler die Position zu geben, an der er sich am besten ins Spiel einbringen kann. Nicht jeder ist ein Stürmertyp. Nicht alle „können“ Torwart. Außerdem gibt es auch Phasen, in denen die Einzelnen keine Höchstleistungen bringen können, weil sie unter einer Verletzung leiden.
Die Voraussetzung für die optimale Aufstellung ist, dass der Trainer seine Pappenheimer genau kennt. Im Job ist das ähnlich. Der Schlüssel zum erfolgreichen Delegieren liegt darin, den ganzen Menschen zu sehen. Mit all seinen Facetten, Fähigkeiten und – ganz wichtig – Werten. Denn Werte sind das, was Menschen antreibt.
Einem Familienmenschen, der gerade Nachwuchs bekommen hat, brauchen Sie nicht mit sechs Wochen Standortentwicklung zu kommen. Der junge Abenteurer springt hingegen vor Begeisterung an die Decke. Je häufiger Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden sprechen, desto besser können sie jeden Einzelnen einschätzen und einsetzen.
Zu einer offenen Gesprächskultur gehört Privates
Die Basis dafür, den Charakter hinter dem Mitarbeitenden erkennen zu können, ist Kommunikation. Genauer: eine offene, vertrauensvolle Gesprächskultur. Wann und wo immer es sich ergibt, sollten Führungskräfte zwanglose Gespräche führen. Dabei eignet sich eine gemütliche Sitzecke besser als die Begegnung am Schreibtisch.
Privates sollte dabei nicht ausgeklammert werden. Viele Führungskräfte finden das schwierig. Denn „gefühlt“ ist das Small Talk und Zeitverschwendung. Aber der Job ist nur ein Teil des Lebens und wird immer auch von privaten Ereignissen beeinflusst.
In einer offenen Gesprächskultur wird niemand Angst haben, zu erzählen, wenn es irgendwo hakt, sei es privat oder beruflich. Das zu wissen, ist für einen Vorgesetzten Gold wert. Haben Menschen dagegen das Gefühl, etwas verheimlichen zu müssen, ist das doppelt belastend.
Machen Sie den Anfang, um Vertrauen aufzubauen!
Vertrauen entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Wer Fragen stellt im Stil von „Wie war das Wochenende?“ wird nicht viel mehr zu hören bekommen als „Gut, danke!“. Machen Sie stattdessen den Anfang! Erzählen Sie von Ihren Erlebnissen! Was Sie mit Ihrem Sohn unternommen haben oder mögliche Pannen beim Grillen. Dann öffnen sich auch die anderen. Wenn es Führungskräften gelingt, tiefes Vertrauen aufzubauen, geben Mitarbeitende im Job alles und nicht auf, wenn es mal schwierig wird.
Fazit: Führungskräfte sollten sich auch als „Mensch“ zeigen.
Wenn Führungskräfte einfach „Mensch“ sind, wird das die Mitarbeiterführung wesentlich einfacher machen. Zeigen Sie, dass Sie neben der beruflichen auch eine private Seite haben. Und dass Sie nicht alles allein können und auch nicht allein erledigen wollen!