Was tun gegen Zoom-Müdigkeit?
Videokonferenzen und virtuelle Veranstaltungen sind mittlerweile Standard. Allerdings agieren viele Führungskräfte noch immer in einem improvisierten Setup, das sie sich im Laufe des vergangenen Jahres zurechtgebastelt haben. Es ist Zeit, nachzujustieren und dafür zu sorgen, dass Mitarbeitende in Videochats am Ball bleiben, mitgerissen werden und neue Energie schöpfen. Mit einfachen Methoden können Vorgesetzte ihre digitale Präsenz enorm steigern.
Aktiv gegen die Zoom-Müdigkeit: Wie das digitale Publikum am Ball bleibt
Die Einsicht, dass das Homeoffice oder zumindest ein hybrides Arbeitssetting bleibt, hat sich inzwischen in vielen Führungsetagen durchgesetzt. Viele Unternehmen führen ihre Kommunikation daher bereits zu 100 Prozent digital. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mehr Flexibilität für Mitarbeitende, schrumpfende Büroflächen und eine leichtgängigere überregionale Talentsuche für Unternehmen.
Auf Dauer kann die digitale Standleitung allerdings anstrengend und ernüchternd sein. Mehr als 60 Prozent spüren bereits eine sogenannte „Zoom-Müdigkeit“ – wie eine aktuelle Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability feststellt. Der cloudbasierte Anbieter für Videokonferenzlösungen fungiert hierbei als stellvertretendes Synonym für den gesamten Markt.
Auf Dauer kann die digitale Standleitung allerdings anstrengend und ernüchternd sein. Mehr als 60 Prozent spüren Auf unseren digitalen Alltag übertragen heißt das: Mitarbeitende schweifen ab, nutzen den zweiten Bildschirm, um während der Videokonferenz noch schnell eine E-Mail zu beantworten. Anderen fehlt der Humor oder die Abwechslung auf den vielen kleinen Kacheln.
Das Dilemma: Wenn das Arbeitsumfeld ermüdend ist, tritt zwangsläufig das Fachliche in den Hintergrund, selbst dann, wenn die Führungskraft die Strategie des kommenden Jahres präsentiert.
Gute virtuelle Kommunikation zieht Kreise
Die Frage liegt nahe: Warum kümmern sich dennoch so wenig Führungskräfte um ihre digitale Präsenz? Häufig stecken dahinter die Tücken des zeitraubenden Tagesgeschäfts und der Mangel an handfesten Vorbildern und Mustern. Oft fehlt auch das Bewusstsein, für das, was über eine starke persönliche Wirkung alles möglich wäre.
Dabei ist jeder Führungskraft im Grunde klar, dass die Teamführung maßgeblich über gute Kommunikation funktioniert. Kommt das Gesagte nicht an oder verliert in verkrusteten Set-ups seine Nachhaltigkeit, werden Mitarbeitende nicht die gewünschte Leistung erbringen. Inhalte gehen verloren, die Identifikation mit dem Unternehmen sinkt und digitale Unsicherheiten manifestieren sich.
Wer hingegen die digitale Ansprache beherrscht, kann nicht nur mit mehr Resonanz rechnen, sondern auch mit einem Schneeballeffekt. Vorgesetzte sind Vorbilder. Geben sie eine Gesetzmäßigkeit an ihr Team weiter, wird dieses die vorgelebten Muster adaptieren. Gute Kommunikation zieht Kreise.
Weg von alten Denkschablonen: Die digitale Präsenz verbessern
1. Haben Sie noch einen Besprechungsraum oder schon einen Sendeplatz?
Wer sich neue Medien und Tools zunutze machen möchte, fängt bei der Technik an. Das war so und ist immer noch so. Ein schlechter Sound oder mangelnde Bildqualität sind auf Dauer anstrengend. Eine gute Kamera und ein Mikrofon sind ein Geschenk für jeden Gesprächspartner oder -partnerin.
Um eine ideale Basis für ein Online-Meeting zu schaffen, braucht es zudem die richtige Beleuchtung.
Die Kamera sollte dabei so ausgerichtet sein, dass hauptsächlich das Gesicht zu sehen ist und ein Gespräch auf Augenhöhe möglich wird. Wie auf Fotos ist auch im virtuellen Raum eine Perspektive von unten unvorteilhaft. Ebenso abschreckend ist es, wenn die Chefin von oben riesengroß auf das Team einredet. Eine gute Positionierung kann viel Nähe und Wertschätzung transportieren.
Auch der Hintergrund sollte gut gewählt sein. Küchen und voll gestopfte Bücherregale haben wir alle zur Genüge gesehen. Als Faustregel gilt: Seien Sie persönlich, aber nicht privat! Eine fokussierte und störungsfreie Umgebung entspannt Redner:in und Publikum gleichermaßen.
2. Zeigen Sie Sendungswillen!
Das xte virtuelle Meeting nach Schema F abspulen, das funktioniert nicht. Jeder Videochat braucht Fokus, Aufmerksamkeit und eine achtsame Herangehensweise.
Wollen Sie wirklich etwas „senden“? Dann braucht es auch die innere Haltung dazu. Ihr Sendungswille beginnt im Kopf. Verdeutlichen sich Führungskräfte zuvor, was sie ihrem Team vermitteln wollen und machen sich ihrer Kernbotschaften bewusst, dann wird auch das Auftreten vor der Kamera eine andere Wirkung zeigen. Denn automatisch übertragen Menschen mit einem starken Sendungswillen diesen auch auf ihre äußere Haltung.
3. Holen Sie sich die Resonanz zurück!
Das, was in unserer digitalen Arbeitswelt derzeit am meisten fehlt, ist Resonanz. Wir vermissen das gemeinsame Lachen auf dem Büroflur, die Betriebsfeier oder auch das zustimmende Nicken beim morgendlichen Kick-off im Besprechungsraum. Das Grundbedürfnis nach direktem Feedback ist in uns tief verwurzelt.
Verständlich also, dass es erst einmal schwerfällt, sich in Videokonferenzen von der Echtzeit-Resonanz zu lösen. Sicherlich kann man hier und da mal ein Lächeln über die Webcam erhaschen oder ein gelangweiltes Gesicht ausmachen. Aber hinter den Bildschirmkacheln bekommen Redner und Rednerinnen nur schwer mit, wenn die Stimmung kippt oder sie ihr Publikum im Redefluss verloren haben. Die so wichtigen nonverbalen Signale bleiben im Homeoffice verborgen.
Das heißt: Führungskräfte müssen vor der Kamera alles geben, ohne in dem Moment etwas dafür zurückzubekommen. Resonanz erst zeitversetzt zu bekommen, erfordert einen Lernprozess und viel innere Stärke. Ein Stück weit mehr Sicherheit geben moderne Tools, über die sich Feedback auch digital einfangen lässt. Beispiele sind etwa Stimmungsbarometer oder Fragestellungen über Mentimeter oder auch die Interaktion via begleitendem Live-Chat.
4. Geben Sie den Takt an – mit einem belebenden Rhythmuswechsel!
Was macht Musik so fesselnd beim Zuhören? Die Dynamik, der Tempowechsel, spannende Pausen, eine variierende Lautstärke – all das macht ein Stück lebendig und unterhaltsam. Und genauso verhält es sich mit virtuellen Meetings oder Konferenzen.
Füllen Führungskräfte den digitalen Raum mit lebendiger Unterhaltung, werden sie ihr Publikum schnell für sich gewinnen und auch bei längeren Veranstaltungen mitnehmen können. Das gelingt beispielsweise über einen bewussten Einsatz der Stimme oder das gezielte Einbauen von Pausen – auch wenn diese für den Redner:in meist nur schwer auszuhalten sind.
Ebenso wirksam ist die lebendige Gestaltung der Videokonferenzen über digitale Tools wie Miro-Boards oder das Einspielen von Filmen, O-Tönen und PowerPoint-Präsentationen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen belebenden Rhythmuswechsel in eine virtuelle Konferenz zu bringen. Haben Führungskräfte erst einmal die richtigen Impulse, geht die Gewöhnung meist unglaublich schnell. Vor allem, wenn die Effekte einer starken digitalen Präsenz unmittelbar zu spüren sind.
Fazit: Die digitale Präsenz in Videokonferenzen steigern
Viele Führungskräfte haben es sich in ihrer digitalen Teamführung bequem gemacht. Mit Blick darauf, dass hybride Arbeitsstrukturen bleiben werden, ist es allerdings an der Zeit, die Qualität der Videokonferenzen neu zu justieren und die digitale Präsenz zu steigern. Neben optimalen technischen Voraussetzungen gehören dazu vor allem ein bewusster Sendungswille und ein belebender Rhythmuswechsel. Über konkrete Tipps können Führungskräfte ihre virtuelle Wirkung entscheidend verbessern und die Motivation im Team neu beleben.